Schon aus Kilometern Entfernung sieht man die bunt bemalten Gopuram-Türme in den Himmel ragen. Nähert man sich dann den gewaltigen Hindu-Tempeln von Tamil-Nadu, wird auch die Detailpracht der überzähligen Verzierungen deutlich. Jeder Turm und jede Wand hat Geschichten zu erzählen.
In den dravidischen Tempelstädten Süd-Indiens wird auch heute noch Religion gelebt wie zur Zeit der Erbauung durch die Chola-Dynastien im 14. Jahrhundert. Wo in Europa alles Alte am besten versiegelt und vakuum-verpackt vor neuen Einflüssen geschützt wird, ist man in Indien, wie bei vielen anderen Dingen auch, pragmatischer. Bunter Anstrich der Gopuram-Türme? Neue Tempel-Halle aus Stahlbeton? Sicherheitskameras zur Überwachung der Gläubigen? Alles kein Problem. Ein guter indischer Tempel ist ein lebendiger Organismus, der sich ständig weiterentwickelt. So lässt auch schnell die Verwirrung nach, angesichts von Tuk-Tuks, Handy-Werbeplakaten und Bazaar-Gewimmel in den Vorhöfen der Tempel.
Erst im Inneren der Tempel wird es feierlicher, wenn auch nicht unbedingt leiser. Brahmanen vollführen ihre Rituale, Mantras laufen in Dauerschleife und Händler verkaufen Räucherstäbchen und Farbpulver. Überall sind Gläubige, die einen Blick ins Heiligtum werfen wollen oder in einer Ecke ihre ganz persönlichen Rituale vollziehen. Dazu kommt der Geruch von Weihrauch, Kurkuma und dem Dung des Tempel-Elefanten. Ein Tempelbesuch ist ein Fest für alle Sinne.
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